Camino de Portugues, Teil 5 nach Vila Nova de Cerveira

Camino de Portugues, Teil 5 nach Vila Nova de Cerveira

Der heutige Tag war für mich vor allen anderen Dingen eine mentale Herausforderung. Nachdem sich gestern mein Rücken bemerkbar gemacht hatte, forderte der heutige Tag meine innere Stärke heraus. Ich spüre, dass mein Rücken dringend Entspannung und Ruhe benötigt.

Ich stand daher als einer der ersten Pilger auf und verließ bereits gegen 7 Uhr meine Herberge, natürlich nicht, ohne mich bei John für den gestrigen Abend zu bedanken. John gab uns einen sehr wertvollen Hinweis, den er wohl bei seinen eigenen, zurückliegenden Caminos für überaus wertvoll empfand. Er riet uns nämlich, dass man sich mindestens 5 Kilometer vor Santiago de Compostella einen Pilger suchen solle, mit dem man den Rest der Strecke gemeinsam gehen solle. Nichts sei schlimmer, meinte John, als in Santiago vor der Kathedrale zu stehen und niemanden zu haben, den man umarmen könne und wüsste so am Ende mit seiner Freude und Emotion nicht wohin.

Ich bin gespannt, ob mir jemand begegnet, der dafür in Frage käme, denn wer mich kennt, weiß, dass ich es vorziehe, für mich allein zu gehen. Ich hatte nie ein Problem damit und genieße die Einsamkeit, so sind Tempo, Pausen und Bilder immer allein mir selbst zuzuschreiben.

Die heutige Strecke verlief zunächst wieder entlang des Ozeans, da ich aber niemanden mit permanenten Wiederholungen langweilen möchte, erspare ich mir die Beschreibung in Worten und lasse noch einmal die letzten Bilder für sich sprechen. Denn heute hieß es Abschied nehmen, in Caminha verließ ich auf der offiziellen Route des Camino de Costa das Meer, um dem Fluss Miñho stromaufwärts folgend, ins Landesinnere zu wandern. Interessanterweise verläuft der offizielle Camino noch ein gutes Stück in Portugal, während der Caminho de Norte bereits in Caminha via Boot nach Spanien wechselt und dort weiter entlang der Küste führt.

Da ich aber bereits meine Unterkünfte für jeweils den nächsten Tag vorgebucht habe, konnte ich diesmal die Wegewahl nicht dem Zufall überlassen. Dafür bin ich heute in einer wunderschönen kleinen Herberge in Hanglage, hier in Vila Nova de Cerveia, welche von der Österreicherin Laura geführt wird. Das Innere verfügt über teilweise unverputzte Steinwände, ich selbst schlafe in einem 4-Bett-Zimmer und sitze gerade in einem idyllischen Garten, der eher an ein Chill-Out-Cafe als eine Herberge erinnert.

In Seixas besuchte ich heute die Kirche des S. Bento, eine Situation, die mich irgendwie erfreute und anspornte, mich auf mich selbst zu fokussieren.

Mein morgentliches Ritual der Einnahme portugiesischer Spezialitäten erfolgte auch heute wieder nach Kilometer 7. Bevor ich die Herberge erreichte, ließ ich mir eine traumhafte Pizza mit Meeresfrüchten schmecken, die mich sofort ins Leben zurück katapultierte, ich vermute, ich verzichte dafür heute auf ein Abendessen.

Streckendetails

Ich habe mir auf Grund meiner Rückensituation und der zurückgelegten Strecke von nun an nur noch kurze Tagesetappen eingeplant und so bin ich auch heute entspannte 24,9 Kilometer unterwegs gewesen, meine Uhr vermeldet 32.400 Schritte.

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Nach Santiago de Compostela sind es von hier noch 136 Kilometer.
Camino de Portuges, Teil 5 | Wanderung | Komoot
Bent Schrader hat ein Outdoor-Abenteuer mit komoot gemacht! Distanz: 24,3 km | Dauer: 06:32 Std

Erkenntnisse des Tages

Ich bin froh und zutiefst dankbar, dass mein Körper weiterhin durchhält. Ich spüre, dass ich mich an der Grenze bewege, die mein Rücken bereit ist, mitzugehen - ich möchte es aber nicht übertreiben. Ich habe mir heute in einer Pharmacia portugiesische Ibuprofen gekauft und werde sicher eine für die Nacht verwenden.

Die Portugiesen verehren ihre Toten in einer - wie ich finde - sehr besonderen Form. Auf meiner bisherigen Wanderung sind mir immer wieder deren Friedhöfe aufgefallen, die mit viel Marmor, prächtigen Gruften und Gräbern, mit Kreuzen und allerlei Statuen, Bildern und Schilderungen an die Verbliebenen erinnern und diese würdigen sollen. Dies mag nicht jedermanns Sache sein, ich zumindest war immer wieder beeindruckt von dieser monumentalen Art und Weise, die von uns Gegangenen für die Verbliebenen neben der bloßen Erinnerung zu bewahren.

Heute ist meine letzte Nacht in Portugal, morgen werde ich auf meinem Weg nach Tui auf den letzten Kilometern die Grenze zu Spanien überschreiten.

Da ich die Herberge hier als wirklich einzigartig und bemerkenswert schön empfinde, hier ein paar Bilder, die das Ambiente hoffentlich ansatzweise einfangen können.