Camino de Portugues, Teil 2 nach Apúlia

Camino de Portugues, Teil 2 nach Apúlia

Da ich noch eine gute Stunde Zeit habe, bis die hiesigen Restaurants ihre Pforten öffnen, nutze ich die Gunst der Stunde, um meinen Bericht zu schreiben. In der Herberge habe ich überraschenderweise sehr gut geschlafen, allerdings war ich bereits kurz vor 6 Uhr wach und so entschied ich dann, nach den ersten Frühaufstehern, mich ebenfalls auf die Reise zu begeben. Im nächsten kleinen Fischerdorf wurde ich mit "Bom caminho, amigo!" freundlichst begrüßt und nahm die Gelegenheit beim Schopfe und setzte mich in eine kleines Cafe, um mein heutiges Frühstück zu genießen. Diese kleinen Pastel de Nata sind aus Blätterteig und mit einer Art Pudding gefüllt, einfach ein Gedicht!

Der Weg war heute ein abwechslungsreicher und von einer malerischen Kulisse gesäumt, immer von dem rauschenden Donnern des Atlantiks begleitet. Begann der Morgen noch neblig und angenehm frisch, so zeigte sich ab Via de Conde die Sonne. Diese ist recht trügerisch, da durch den permanenten, erfrischenden Wind vom Atlantik diese nur halb so stark erscheint. Hut und Sonnencreme kann ich echt empfehlen.

Auch heute begegnete ich wieder so vielen Sport-treibenden Menschen, begeistert hat mich die tanzende Menschenmenge, die von Musik und einem Vortänzer animiert, vor Freude und Begeisterung strotzten.

Beindruckend war heute aber immer wieder der Ozean. Vergleichbar mit dem Gefühl der Erhabenheit, die ich von meine Alpentouren her kenne, so vermittelt auch der Atlantik ein Gefühl der Ehrfurcht vor der schieren Größe und Gewalt - eine Anziehungskraft, der man sich nur schwer entziehen kann. Kilometerlage, teils menschenleere Strände, immer wieder von massiven Felsformationen unterbrochen vermittelten mir permanent den Eindruck von Weite. Niemand, der Dich unter Druck setzt, niemand, der Dich fordert, niemand, der Dir sagt was richtig oder falsch ist - einfach nur das immer wiederkehrende tosende Geräusch der Wellen.

Ich hatte während des heutigen Tages so viele Gedanken und Ideen, von denen ich berichten wollte, aber es ist vermutlich, wie mit den Wellen des Ozeans - sie kommen und gehen.

In der heutigen Herberge, House of Pilgrims, kam ich zur gleichen Zeit (etwa 15:00 Uhr) mit Belinda aus Südafrika an. Die Herberge wird von Luis geführt, ein spannender und sympathischer Mensch, der uns eine gute Stunde die tollsten Geschichten erzählte. Unglaublich, mit welchem Herzblut man eine solche Herberge betreibt - obwohl er sich schon lange in Rente befindet.

Streckendetails

Obwohl die ursprüngliche Strecke mit 27,4 Kilometern angegeben war, so stehen nun wieder 44.800 Schritte und 35,1 Kilometer auf meiner Uhr. Es kommt eben immer noch etwas zusammen. Ich war schließlich vorhin auch im Atlantik baden, ein Erlebnis, welches heute dem Abschluss meiner heutigen Etappe würdig war.

Ich hoffe, ich habe mich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt, aber meine morgige Unterkunft ist in Viana do Castelo, schlappe 32,4 Kilometer von hier. Aber ich bin guter Dinge, keine Blasen und keine nennenswerten Fuss-Schmerzen - wenn ich mich mit den anderen Pilgern hier vergleichen würde. Danach werde ich es aber definitiv etwas ruhiger angehen lassen.

Camino de Portuges, Teil 2 | Wanderung | Komoot
Bent Schrader hat ein Outdoor-Abenteuer mit komoot gemacht! Distanz: 31,5 km | Dauer: 07:22 Std

Erkenntnisse des Tages

Es sind immer wieder die kleinen Dinge des Lebens, die für Zufriedenheit und inneres Glück sorgen. Ob süße, kleine Pastel de Nata und Kaffee zum Frühstück, das Lächeln eines alten Fischers gepaart mit einem krächzenden "Diiiiiia", nachdem man ihn gegrüßt hat, die Sonne und der Wind auf der Haut, während man den Duft des Ozeans riecht und schmecken kann, die Freude, wenn man das Ziel der Unterkunft ohne Schmerzen oder Blessuren erreicht hat oder man triefend aus dem Atlantik steigt, nachdem einem die Wellen mehrfach umgeworfen haben und einem so sagen wollen: Wer von uns hat hier die größeren ... (den Satz darf sich gern jeder selbst vervollständigen).

Mein Magen knurrt, die Restaurants sind geöffnet und ich auf der Suche nach den Früchten des Meeres - frischem Fisch.